Erfolgreiche Übergabe der Geschäftsführung
Selina Byfield und Sally Ollech von querstadtein
Ein spannendes Thema: Sally Ollech hat querstadtein gemeinsam mit Katharina Kühn 2012 gegründet. Etwa fünf Jahre später haben die beiden die Geschäftsführung an Selina Byfield übergeben. Diese Übergabe an die nächste „Generation“ von Sozialunternehmer*innen ist vielfach gar nicht so einfach – auf der einen Seite geht es darum, loszulassen, auf der anderen darum, Dinge (neu) zu ergreifen. Im Gespräch mit Sally und Selina bin ich dem Thema auf den Grund gegangen und habe Folgendes daraus mitgenommen:
Emotionale Ebene
Sofern man sich wirklich zurückziehen möchte, sollte man das als Gründerin oder Gründer auch konsequent tun. Was logisch klingt, ist oft gar nicht so leicht. Aber nur, wenn du loslässt, hat die Nachfolgerin oder der Nachfolger genügend Freiraum und du gibst ihr oder ihm die Möglichkeit, die Sache zur Eigenen zu machen.
Umgekehrt kann man als Gründer*in nur loslassen, wenn auch zugegriffen wird. Wenn man etwa von Externen weiterhin als Verantwortliche oder Verantwortlicher angesprochen wird, wo es eigentlich gar nicht mehr der Fall sein sollte, sollte man gegensteuern und das klar kommunizieren. Zu einem klaren Cut gehört auch, inhaltliche Weiterentwicklungen zu begrüßen. Es ist ganz natürlich, dass sich deine Gründung (hoffentlich!) immer weiterentwickeln wird – aber diese Entwicklung liegt dann nicht mehr in deiner Hand.
Informative Ebene
In der Übergangsphase solltest du als Gründer*in natürlich noch als Ansprechpartner*in zur Verfügung stehen. Abläufe sollten idealerweise dokumentiert werden und ein Wissenstransfer an die nachfolgende Geschäftsleitung sichergestellt sein – bei querstadtein erfolgte die Übergabe zum einen durch die Gründerinnen selbst, aber auch durch das bestehende Team in der Geschäftsstelle.
Es ist wichtig bei der Übergabe alle Beteiligten mit einzubeziehen. Das ist auch gerade für die Person wichtig, die die Leitung der Organisation übernimmt und die Dinge neu greifen will und soll. Sie kann nicht alles wissen – gerade am Anfang nicht. Daher ist es wichtig das Wissen der Teammitglieder, die bestimmte Arbeitsweisen und Prozesse schon kennen, einzubeziehen.
Eine Übergabe ist immer auch eine Herausforderung. Aber ich habe aus diesem Gespräch mitgenommen: sie kann gelingen und alle Beteiligten ein Stück im Leben voranbringen, während die soziale Wirkung der Organisation erhalten bleibt.
Was steckt hinter querstadtein ?
Auf den Stadttouren des gemeinnützigen Vereins querstadtein ergreifen Menschen das Wort, über die sonst gerne und viel geredet wird: Ehemals obdachlose Stadtführer*innen berichten vom Leben ohne eigenem Dach über dem Kopf. Sie zeigen die Orte im öffentlichen Raum, an denen sie einmal gelebt haben. Neu-Berliner*innen und Neu-Dresdner*innen, die aus Ländern wie Syrien und dem Irak geflüchtet sind, teilen ihre Perspektiven auf ihre neuen Heimatstädte.